LIEBE DAS UNBEKANNTE

Aus dem Sein


Neue Gedanken denken, Worte aus einem neuen Geist sprechen und Handlungen, die einer neuen Grundlage entsprechen, setzen, jeden Moment betrachten, unvoreingenommen und wach, unschuldig und beobachtend. Das ist Bewusstheit, das ist Leben, das ist Liebe. Alles andere bedeutet ein langsames Sterben, ein Selbstmord über Jahre, die Ratenvereinbarung mit dem Tod.

Cover © Andrea Percht

Aus dem Buch »SPRACHE DER SEELE«.
Jetzt in der 2. Auflage erhältlich!

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Liebe das Unbekannte

7. Schlüssel des Lebens

Während sich die Welt vor euren Augen verändert und in eine neue Wirklichkeit findet, bleiben viele von euch noch fest in den Gewohnheiten, Programmen und Vorstellungen stecken.

Wie blinde Hühner folgen sie Tag für Tag der Spur, die sie bereits kennen und die offensichtlich nichts Neues bereithält. Das Denken, Fühlen und Handeln ist ganz nach dem Bekannten, nach der „Erfahrung“ der alten Zeit, ausgerichtet und so stimmt ihr euch ein in ein Leben, das einem langsamen Sterben gleichkommt.

„Kein Mensch, der es wert ist, Mensch genannt zu werden, ist vorhersehbar.“ Dazu eine schöne Geschichte über Buddha, kurz nach seiner Erleuchtung; er zog von einem Dorf zum anderen:

„Es war Sommer und sehr heiß. Er kam an ein Flussufer. Das Ufer war sandig und feucht und Buddha hinterließ Fußspuren auf dem Sand. Durch Zufall kam etwas später auch ein großer Astrologe vorbei, auf dem Heimweg von Kashi, der Hochburg hinduistischer Gelehrsamkeit, wo er eben seine Studien beendet hatte. Er konnte jetzt fehlerlos die Zukunft vorhersagen. Auf dem Heimweg sah er also die Fußspuren im Sand.

Er traute seinen Augen nicht, denn gemäß den Schriften waren das die Fußspuren eines großen Kaisers, eines Kaisers, der die ganze Welt regiert: „Wie kommt ein Kaiser dazu – ein Chakravartin*, der die ganze Welt regiert – ein so armes Dorf an einem so heißen Tag zu besuchen? Und dazu noch barfuß?“

(*Chakravartin bezeichnet in den indischen Religionen einen idealen, umfassenden Herrscher; Anm. JJK)

Aber die Fußspuren waren eindeutig und ließen keinen Zweifel zu. Also dachte er: „Entweder irrt meine ganze Wissenschaft, denn offenbar ist dieser Mann ein Bettler, obwohl den Büchern nach ein Kaiser, ja sogar der größte Kaiser der Welt; entweder stimmt also meine Wissenschaft nicht oder ich muss diesen Mann ausfindig machen. Vielleicht ist er tatsächlich dieser Kaiser und irgendein Zufall hat in hier vorbeigeführt.“

Also folgte er den Fußspuren. Buddha saß unter einem Baum. Als der Astrologe näherkam, wurde er nur noch verwirrter. Der erste Blick sagte ihm, dass er einen Kaiser vor sich hatte – aber da saß ein Bettler.

Buddha hatte ganz und gar das Wesen eines Kaisers.

Er war so sehr Kaiser, wie es nie zuvor einer gewesen war. Aber in Lumpen – als Bettler!

Also fragte der Sternendeuter: „Bitte erlöse mich aus meiner Verwirrung – du hast mich völlig durcheinandergebracht. Fünfzehn Jahre lang habe ich in Kashi studiert; es scheint, ich habe fünfzehn Jahre damit verschwendet, die Kunst der Zukunftsdeutung zu erlernen. Jetzt bin ich gerade fertig, bin geprüfter und beglaubigter Sterndeuter, und du bringst meine ganze Kunst ins Wanken. Bitte sag mir: Bist du ein Bettler? Oder bist du ein Chakravartin, ein großer Kaiser, der die ganze Welt regiert?

Meine Existenz hängt von deiner Antwort ab. Wenn du mir sagst, dass du ein Bettler bist, kann ich all die Bücher, die ich hier mit mir trage, wegwerfen, dann sind sie wertlos. In den Fluss mit ihnen! Und ich kann mit leeren Händen nach Hause zurückkehren – fünfzehn Jahr umsonst! Oder aber du bist ein Chakravartin. Bitte, sag es mir.“

Buddha öffnete die Augen und sagte: „Deine Verwirrung ist verständlich. Aber der Zufall will es – du bist auf einen Mann gestoßen, der die einzige Ausnahme unter zehntausend ist. Auf neuntausendneunhundertneunundneunzig Menschen mögen deine Schriften genau zutreffen. Nur auf einen nicht. Aber auf diesen wirst du nicht noch einmal stoßen, also behalte ruhig deine Bücher, wirf sie nicht in den Fluss. Es ist so gut wie unmöglich, dass du noch einmal auf diese einzige Ausnahme stoßen solltest.“

Der Astrologe fragte: „Was ist dein Geheimnis – wie kommt es, dass du dich jeder Deutung entziehst?“

Buddha antwortete: „Durch Bewusstheit.

Ich wiederhole nie den gleichen Fehler, ich wiederhole nie das gleiche Muster. Ich bin zum Menschen geworden. Ich bin keine Maschine mehr. DU kannst nicht vorhersagen, was ich als Nächstes tun werde. Der nächste Augenblick ist unbekannt. Nicht nur für dich, sondern auch für mich. Er ist absolut unbekannt. Er wird sich ergeben – niemand kann ihn vorhersehen.“ (Osho, der Sufi Weg, S. 160 ff)

Lebendig sein

Die Angst vor dem Neuen, vor dem Unbekannten, hemmt euch und ihr vertraut lieber den alten Mustern und verharrt so in der Trägheit – unlebendig und fern vom Fluss des Lebens.

Während sich die Welt verändert, machen viele von euch keinerlei Anstalten, sich selbst zu verändern, indem sie sich neugierig den neuen Gegebenheiten stellen. Das bedeutet, sich dem Leben zu stellen, das heißt, zu leben, denn das erst bringt das Leben. Mit den alten Sichtweisen und Gewohnheiten ist dieser Entwicklung, die jetzt ohne Zweifel eingesetzt hat, nicht beizukommen.

Das Staunen, das Wagnis, Neues zu erproben, sich neu zu erfinden, die Welt mit neuen Augen zu betrachten, den Weg, den ihr alltäglich geht, neu anzuschauen und die Veränderungen zu erkennen, das ist jetzt notwendig, ansonsten findet der tiefe Schlaf in der Unbewusstheit eine Fortsetzung. Bewusstwerdung ist nur möglich, so ihr euch dem Unbekannten öffnet! Zu werden wie die Kinder, das ist es, und nicht zu bleiben wie die Erwachsenen, festgefroren im ewigen Eis der fixen Vorstellungen, der festen Annahmen und Vorstellungen vom Leben.

Das Leben ist lebendig – ununterbrochene Veränderung. Kein Moment gleicht dem anderen, kein Tag wiederholt sich.

Doch wie viele Tage wiederholen sich bei euch? Wie oft erlebt ihr Gleiches und Gleiches? Wie stark seid ihr an eure Gewohnheiten gebunden, ohne davon abzulassen?

Während sich die Menschen in eurer Umgebung verändern, glaubt ihr immer noch, dass sie so sind, wie ihr sie von damals her kennt. Eure fixen Bilder, eingefahren und in Schubladen gestopft, verhindern jede neue Begegnung und schließen jede neue Beobachtung aus. Selbst denen, die euch wirklich nahe sind, traut ihr keine Veränderung zu, keinen Wandel und keinen Fortschritt.

„Er/Sie ist halt so, du kennst ihn/sie ja!“ Das höre ich euch sagen und solcher Art seid ihr verloren und kein Jota werdet ihr wachsen, bewusst werden, klar und wach.

Neue Gedanken denken, Worte aus einem neuen Geist sprechen und Handlungen, die einer neuen Grundlage entsprechen, setzen, jeden Moment betrachten, unvoreingenommen und wach, unschuldig und beobachtend. Das ist Bewusstheit, das ist Leben, das ist Liebe. Alles andere bedeutet ein langsames Sterben, ein Selbstmord über Jahre, die Ratenvereinbarung mit dem Tod.

Leben heißt, jeden Moment unschuldig zu erleben, ihn immer mit neuen Augen zu betrachten, auch wenn dieser durch Wiederholung noch so bekannt scheint.

Traut den Menschen jede Veränderung zu!

Vertraut darauf, dass nur dadurch die Veränderungen, die jetzt anstehen, geschehen können. Ohne dieses Zutrauen blockiert ihr diese Entwicklung und sie schrammt an eurem Leben vorbei.

1. Erwartet das Unbekannte voller Neugier und mit Interesse!

2. Fürchtet euch nicht davor, denn das Leben selbst ist es, das für euch sorgt – und nicht die eingeschliffenen Lebensmuster, denen ihr das bisher zugeschrieben habt.

3. Entdeckt eure Mitmenschen neu! Traut ihnen wie auch euch jede, absolut jede Bewusstwerdung zu – alles ist Veränderung!

4. Der Fluss des Lebens bringt Bewegung, ununterbrochene Veränderung, denn alles Leben ist Veränderung. Gestern zählt nicht, auch nicht das Morgen – nur das Jetzt!

In den gewohnten und fest eingefahrenen Denk- und Lebensweisen zu verharren, bedeutet dem Leben fernzubleiben. Wisset das und genießt die Erfahrung des Unbekannten. Ein neues Leben erwartet euch, die Wiedergeburt als voll bewusstes Wesen.

Alles ist Veränderung, ihr könnt dies ignorieren, so bleibt euch ein Leben in Stagnation beschieden, doch so ihr euch dem öffnet, werdet ihr den Durchblick, die Erkenntnis der Meister erhalten. Denn dann seid ihr Meister und der Erkennende in einem. Untrennbar in der Einheit mit Gott.

Der siebente und für diese Zeit über alle Maßen bedeutende Schlüssel des Lebens – bleibt die Tür zu dieser Erkenntnis verschlossen, so kann sich euch das Leben selbst nicht erschließen.

Werft über Bord, was euch bisher eine scheinbare Sicherheit vorgegaukelt hat. Entledigt euch der Gewohnheiten im Denken, Fühlen und Handeln und gelangt zu neuen Erkenntnissen.

Das Leben findet jenseits davon statt und ist ein tägliches Staunen darüber, wie sich alles verändert, wie alles in Bewegung ist und wie gut es sich anfühlt, dem Unbekannten zu vertrauen.

Denn durch diese „Fremde“ wirkt Gott. Er, der ewige Vertraute, wirkt durch das Unbekannte, damit wir wachsen und unser Bewusstsein erhöhen.

Sobald ihr das verstanden habt, ist ein Lebensprinzip begriffen. Das Prinzip, durch das jede Veränderung im Universum beschrieben ist, denn alles ist Veränderung – unentwegt, vom Anfang bis zum Ende der Zeit und in Ewigkeit.

Aus dem Sein


 


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