Von Alexandra Terzic-Auer
Das neue WIR, das WIR der Menschheitsfamilie, lädt zur Selbstfindung ein, zu Selbsterkenntnis, Selbstliebe, Selbstverantwortung. Es beruht auf Liebe und Freundschaft, pflegt Kommunikation auf Augenhöhe und kann sich nur außerhalb der Institutionen in Freiheit entfalten. Für das neue WIR gibt es auch kein fixes Plansoll, denn gemeinsame Projekte entwickeln sich im Gleichtakt mit den daran beteiligten Menschen. Deren Träume, Talente und Bedürfnisse weisen die Richtung und so bleiben die Dinge im Fluss. Auch Abschied oder Neubeginn gehören dazu.
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Als Ergänzung zu den Februar-Nachrichten möchte ich nochmals über freie Bildungsinitiativen berichten.
Die betrachte ich als den wichtigsten Beitrag zum Weltfrieden. Wieso? Weil Kinder, die nicht von klein auf zur Konkurrenz und zum Wettbewerb abgerichtet wurden, auf den seit Jahrtausenden geltenden Grundsatz: “Willst du den Frieden, so rüste dich für den Krieg” nicht mehr hereinfallen werden. Von Natur aus streben nämlich alle Kinder nach Harmonie. Lässt man sie in Frieden, lernen sie in Frieden zu leben. Das Credo der Leistungsfetischisten und Kriegstreiber können sie dann als das erkennen, was es ist: eine Absurdität mit grausamen Folgen für Mensch und Natur.
Ein Hoch auf die Pioniere, die das System, in dem sie selbst groß geworden sind, als perfides Machtspiel durchschauen und sich entschlossen haben, ihren Kindern eine solche Indoktrination zu ersparen! Viele mutige Aussteiger und Aussteigerinnen sammeln sich derzeit in kleinen und größeren Gruppen, vom Burgenland bis nach Vorarlberg. Je nach den örtlichen Gegebenheiten und der Zusammensetzung der Gruppe sind ihre Zugänge recht unterschiedlich. Was sie eint, ist ihr Bekenntnis zur Selbstverantwortung und die allgemeine Aufbruchstimmung, aus der sie Kraft schöpfen, wenn es darum geht, amtliche und organisatorische Hürden gemeinsam zu überwinden. Wer mit ihnen Kontakt aufnehmen möchte, findet am Ende dieses Beitrags einige Links mit einer kurzen Beschreibung.
Mitte März habe ich online an einer Vernetzungsveranstaltung der WIRKGEMEINSCHAFT REIFEGRAD-REFLEKTION teilgenommen. Sie ist aus der INITIATIVE BILDUNG UND LEBEN hervorgegangen, mit der sie auch weiterhin verbunden bleibt. Außerdem ist sie Teil des neu gegründeten Verbandes PANDORA-UNION, der die verschiedenen Initiativen unter dem Projekt Bewusste Selbst-Bildung versammeln und nach außen vertreten möchte: Beitreten können nur Vereine. Einzelne Familien haben die Möglichkeit, über das INSTITUT BEWEGUNG2020 mit dabei zu sein. Sie alle erhalten von PANDORA-UNION regelmäßige Informationen und juristische Beratung, doch jeder Verein bleibt für seine Organisationsform und sein Programm selbst verantwortlich. Aus den Textbausteinen, die PANDORA-Juristen den Mitgliedern zur Verfügung stellen, kann jeder, wenn nötig, seine maßgeschneiderte Mitteilung an die Behörden verfassen.
Anwesend waren an dem Abend Mitte März die VertreterInnen mehrerer Arbeitsgruppen, die sich zu Themen wie Recht, Organisation, Elternarbeit oder Vernetzung gebildet haben. Das Hauptthema unseres Treffens waren die staatlich verordneten Externistenprüfungen, die sich an den Zielen der schulischen Lehrpläne orientieren. Zur Evaluierung anderer Formen des Lebens und Lernens sind sie logischer Weise ungeeignet. Darin waren sich alle Anwesenden einig. Diskutiert wurde die Frage möglicher Alternativen. Die Vorschläge reichten von einem in der Wirtschaft seit langem erfolgreich erprobten Reifegrad-Modell über die Vorlage von Arbeitsmappen und Pensenbüchern bis hin zur freien Gestaltung eines Abschlussfestes. Auf der Homepage der Bewegung 2020 findet sich eine genauere Beschreibung dieser alternativen Angebote. Wie aus einem reichhaltigen Büffet soll sich jede Gruppe oder HU-Familie das für sie passende Menü zusammenstellen können.
Auch wenn sie derzeit noch nicht legalisiert sind, halte ich solche Vorgangsweisen rechtlich gesehen für mehr als vertretbar: Die geforderte Gleichwertigkeit zwischen Schulunterricht und HU ist, pragmatisch betrachtet, auf jeden Fall gegeben, solange ein frei lernendes Kind nicht SCHLECHTER abschneidet als (unter gleichen Prüfungsbedingungen!) die SCHLECHTESTEN aller gleichaltrigen SchülerInnen abschneiden würden, die ein gültiges Zeugnis erhalten haben. Das kann nicht so schwer sein, denn laut dem nationalen Bildungsbericht – einer offiziellen Veröffentlichung des Bildungsministeriums! – wiesen bereits vor Corona 42% (!) der Schüler am Ende der Pflichtschulzeit so hohe Defizite auf, dass sie nicht einmal die Mindestanforderungen für eine Lehre oder eine weiterführende Ausbildung erfüllen konnten! Noch katastrophaler fiel eine Umfrage der Wirtschaftskammer aus, laut der 66%, also ganze zwei Drittel an diesen Mindestanforderungen scheiterten…
Für die Bildungsbehörden wird es eine Überraschung sein, wenn HU-Eltern plötzlich nicht mehr einzeln wie Bittsteller vor ihnen stehen, sondern mit Unterstützung von PANDORA-UNION den Prüfungskommissionen selbstbewusst eigene Lösungen für die Jahresabschlüsse ihrer Kinder präsentieren. Dabei könnte ich mir durchaus vorstellen, dass die Behördenvertreter in Wahrheit erleichtert sein werden, obwohl sie das vermutlich nicht offen zeigen dürfen. Dieses Jahr sind so viele Kinder zum häuslichen Unterricht angemeldet worden wie noch nie. Wie soll das Amt die personellen Ressourcen für die vielen Externistenprüfungen aus dem Hut zaubern? Die Lehrergewerkschaft hat bereits abgewinkt, denn die vielfältigen Probleme innerhalb des Schulsystems haben sich durch die Coronakrise bekanntlich extrem verschärft. Die letzte Verordnung der Bildungsdirektionen (das kann sich jederzeit wieder ändern) listet nun eine kleine Zahl von Sprengelschulen auf, denen die Prüflinge je nach Wohnort zugeteilt werden. Externisten müssen dort zu einem bestimmten Termin erscheinen und werden nach einem genau vorgegebenen strengen Raster abgeprüft – also das exakte Gegenteil dessen, was sich Eltern sensibler Freilernerkinder wünschen würden…
Der Zeitpunkt für den nächsten großen Schritt in Richtung freie und selbstbestimmte Bildung könnte also kaum günstiger sein. Ein solcher Schritt ist im Übrigen längst fällig, würde ich sagen, denn seit der letzten substanziellen Neuerung – der Bewilligung eigener Statuten und Lehrpläne für freie Schulen – ist bereits mehr als ein Vierteljahrhundert ins Land gegangen!
Wer nicht will, findet Gründe. Wer will, findet Wege.
Entscheidend in dieser herausfordernden Zeit ist die Elternarbeit:
• Es braucht bewusste Eltern, die bereit sind, für das Wohl ihrer Kinder die herkömmlichen Bildungswege zu verlassen und mutig Neuland zu betreten.
• Eltern, die ihre eigenen Traumata aufgearbeitet haben, um sie nicht an die nächste Generation weiterzugeben.
• Eltern, die Kindern die Chance geben, sich von ihren eigenen Interessen leiten zu lassen, weil sie wissen, dass in jedem Menschen alles angelegt ist, was er für ein erfülltes Leben braucht.
• Eltern, die verstanden haben, wie kontraproduktiv es ist, an einem Grashalm zu ziehen, damit er schneller wächst.
Für das Leben und Lernen in Gruppen braucht es ein neues WIR.
Das alte Wir, das Wir der Konkurrenzgesellschaft, bedeutet, dass Menschen im Beruf ihre Menschlichkeit und ihre Selbstverantwortung weitgehend ablegen. Sie übernehmen eine bestimmte Rolle und haben sich in die hierarchische Ordnung einer Institution einzugliedern, um ein bestimmtes Plansoll zu erfüllen. Dafür werden sie bezahlt. Längst ausgebrannte Mitarbeiter werden unter Umständen Jahre und Jahrzehnte mitgeschleppt.
Das neue WIR, das WIR der Menschheitsfamilie, lädt zur Selbstfindung ein, zu Selbsterkenntnis, Selbstliebe, Selbstverantwortung. Es beruht auf Liebe und Freundschaft, pflegt Kommunikation auf Augenhöhe und kann sich nur außerhalb der Institutionen in Freiheit entfalten. Für das neue WIR gibt es auch kein fixes Plansoll, denn gemeinsame Projekte entwickeln sich im Gleichtakt mit den daran beteiligten Menschen. Deren Träume, Talente und Bedürfnisse weisen die Richtung und so bleiben die Dinge im Fluss. Auch Abschied oder Neubeginn gehören dazu.
Die WIRKGEMEINSCHAFT REIFEGRAD-REFLEKTION, BEWEGUNG2020, MITANANDA LERNEN, WINGS und andere (siehe Homepage der Bewegung 2020) unterstützen mit Hilfe engagierter Coaches einzelne Eltern oder ganze Gruppen dabei, in das neue WIR hineinzuwachsen, denn eine Gemeinschaft ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied! Regelmäßige Treffen stärken den Zusammenhalt. Durch Informationsaustausch entdecken die Menschen immer neue Möglichkeiten und Querverbindungen. So hat sich die Aufbruchsstimmung, die in der INITIATIVE BILDUNG UND LEBEN ihren Ausgang nahm, in den vergangenen Monaten zu einer begeisterten Kooperation über Vereinsgrenzen hinweg gesteigert.
Bitte lasst euch von dieser Begeisterung anstecken und verbreitet die hier zusammengefassten Informationen, denn es gibt so viele Eltern und Kinder wie noch nie, die gerade dringend Ermutigung brauchen!
Scholé Nachrichten März 2022
Scholé Nachrichten Februar 2022
Alexandra Terzic-Auer, geb. 1952. Nach interdisziplinären, nie abgeschlossenen Studien war ich viele Jahre als Verlagslektorin und Übersetzerin tätig. Kinder – meine eigenen und viele andere – haben meine Weltsicht nachhaltig erweitert, ebenso wie die Arbeit mit Kinesiologie und systemischen Aufstellungen. In der Freilerner-Bewegung sehe ich den Beginn eines Bewusstseinwandels, den ich mit meinem Projekt „Scholé – Muße für Herz und Geist“ freudig unterstütze, so gut ich kann. → www.schole.at
(Einzelne Hervorgebungen in diesem Beitrag von JJK.)
Veröffentlichungen am Lichtwelt-Blog
Aus dem Buch LERNEN IST WIE ATMEN:
→ MUßE, NICHT ARBEIT, IST DAS ZIEL DES MENSCHEN
→ PAPA, WIR WOLLEN DIE FBI-SEITE LESEN KÖNNEN!
→ EIN INTERVIEW ÜBER DAS FREILERNEN
→ BEVOR DER ERNST DES LEBEN BEGANN
→ SCHOLÉ HAUPTANLIEGEN FÜR 2018: LEGALISIERUNG DES FREILERNENS
→ SCHOLÉ: INITIATIVE FÜR BILDUNGSFREIHEIT
→ SCHOLÉ: MUSSE FÜR HERZ UND GEIST
→ SCHUNGITSCHEIBE CB10
→ SCHUNGITKUGELN CB10
→ NEWSLETTER HIER ANMELDEN
→ Schlüssel zum Weltfrieden (pdf) – Babaji
→ MP3 Download der Lichtlesungen
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