Von Walter Koblenc
→ Aus der vierteljährlichen Publikation Das Recht auf Wahrheit
→ Ausgabe Frühjahr/Sommer 2018 Österreich feiert: 100 Jahre Republik
Wann ist endlich Frieden?
Obwohl der Krieg erst seit einem halben Jahr beendet ist, gibt es schon bald erneute Kampfhandlungen im Süden Österreichs sowie Putschversuche der Kommunisten in der Bundeshauptstadt.
Invasion und Putschversuch
So beginnt am 29. April 1919 ein Vormarsch jugoslawischer Truppen in Kärnten.
Freiwillige aus Kärnten, der Steiermark und Tirol können die Invasoren jedoch bereits Anfang Mai wieder erfolgreich zurückdrängen.
Ebenfalls im April, am Gründonnerstag (18. April 1919) kommt es in der Landeshauptstadt Wien zu einem Putschversuch der Kommunisten, der jedoch von der kampfstarken Volkswehr sehr rasch erfolgreich beendet werden kann.
Bei einer erneuten Invasion besetzen die Jugoslawen Anfang Juni Völkermarkt und Klagenfurt, die Kärntner Landesregierung muss daher nach Spittal an der Drau verlegt werden. Nach internationalen Interventionen räumen die Jugoslawen am 31. Juli 1919 schließlich Klagenfurt und ziehen sich auch aus dem Rest der von ihnen widerrechtlich besetzten Gebiete zurück.
Nachdem die Volkswehr auf Druck der Siegermächte stark reduziert wird (vor allem Italien hat Angst, dass eine kampfstarke Volkswehr einen Einsatz zur Rückeroberung Südtirols starten könnte), kommt es im Juli 1919 in Wien erneut zu einem Putschversuch der Kommunisten.
Polizeipräsident Schober, der über den geplanten Putsch informiert ist, lässt deshalb bereits am Vorabend eine große Anzahl kommunistischer Vertrauensleute festnehmen.
Tags darauf, am 15. Juli 1919, versammeln sich über 5.000 Menschen auf dem Wiener Rathausplatz und wollen die Freilassung der verhafteten kommunistischen Führer erzwingen.
Nachdem die Demonstranten zur Polizeidirektion in den neunten Bezirk marschieren und die Polizeidirektion stürmen wollen, eröffnet die Schutzabteilung der Wiener Polizei das Feuer.
Die traurige und vor allem blutige Bilanz lautet: Zwanzig Tote und achtzig Schwerverwundete.
Die Rote Gefahr ist damit gebannt und der Kommunismus in Wien bzw. in Deutschösterreich verschwindet sehr rasch in der Bedeutungslosigkeit.
Höchste Zeit für dauerhaften Frieden
Nachdem Deutschland bereits am 28. Juni 1919 gezwungenermaßen einen Friedensvertrag in Versailles unterzeichnete, dürften die Siegermächte erkannt haben, dass es jetzt höchste Zeit wäre, auch in Österreich endlich für klare Verhältnisse zu sorgen.
So finden im Sommer 1919 in St. Germain/Frankreich die Friedensverhandlungen mit dem von der Monarchie noch übriggebliebenen „Restösterreich” statt.
Aber es sind keine Verhandlungen zwischen gleichberechtigten Verhandlungspartnern.
Schließlich sehen die alliierten Siegermächte in Deutschösterreich die direkte Nachfolgerin der Donaumonarchie, die sie für den Ausbruch des 1. Weltkrieges verantwortlich machen.
Und so ist es ein diktierter Friedensvertrag, auf den die österreichische Regierung keinen wirklichen Einfluss hat und die Bedingungen der Alliierten notgedrungenermaßen akzeptieren muss.
So unterzeichnet Karl Renner am 10. September 1919 in St. Germain/Frankreich einen Vertrag, der weder den Wünschen der Bevölkerung noch den Vorstellungen der österreichischen Regierung entspricht.
Der erzwungene Friedensvertrag und seine Folgen
Mit dem Vertrag von St. Germain endet zwar nicht die 1. Republik, Österreich darf aber nicht mehr den Namen Deutschösterreich verwenden. Und so erfolgt am 21. November 1919 die Namensänderung von Deutschösterreich in Republik Österreich.
Weiters wird festgelegt, dass die neue Republik die Kriegsschulden der ehemaligen Donaumonarchie übernehmen muss (diese betrugen bei Renners Amts- übernahme Ende Oktober 1918 insgesamt 83.155 Mio. Kronen).
Zumindest dieses Problem sollte sich in den 20er-Jahren durch die Hyperinflation von selbst lösen (=Schuldentilgung durch Inflation).
Ebenfalls ausdrücklich festgehalten wird, dass Deutschland die Autonomie Österreichs in vollem Umfang anzuerkennen hat.
Weiters wird im Vertrag von St. Germain das künftige Anschlussverbot Österreichs an Deutschland festgelegt.
Betrug nach dem Ende der Monarchie die verbleibende Staatsfläche ohnehin nur noch rd. 120.000 km² (vor Beginn des 1. Weltkrieges waren es rd. 676.000 km², Foto re. oben), schrumpft die Größe durch den Vertrag von St. Germain um fast ein weiteres Drittel.
Hohe Gebietsverluste und Wehrgesetz
So fällt das Sudetenland an die Tschechoslowakei, Südtirol und das Kanaltal an Italien, die Untersteiermark und das Miestal an Jugoslawien, das deutschsprachige Westungarn (das spätere Burgenland) wird hingegen Österreich zugesprochen.
Für Südkärnten wird eine Volksabstimmung festgelegt (vor allem in Südkärnten wollen viele Slowenen den Anschluss an Jugoslawien), die aber klar zugunsten Österreichs ausgeht.
Ebenfalls im Vertrag von St. Germain wird festgelegt, dass Österreich lediglich ein 30.000 Mann starkes Berufsheer haben darf und die Volkswehr aufgelöst werden muss.
Ein halbes Jahr später, am 18. März 1920, tritt das österreichische Wehrgesetz in Kraft.
Lebensmittelknappheit
Nachdem Ungarn, die einstige Kornkammer der Monarchie, mittlerweile ein eigenständiger, nicht mehr zu Österreich gehörender Staat ist, herrscht in der neuen Republik, vor allem in Wien, natürlich ein starker Versorgungsengpass.
So ist die Wiener Bevölkerung bis in die 20er-Jahre hinein auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen, im Schloss Schönbrunn finden Ausspeisungen für Kinder statt.
Volksabstimmungen in Tirol & Salzburg
Auch wenn im Vertrag von St. Germain ein Anschlussverbot an Deutschland festgelegt wurde, finden 1921 in Tirol und Salzburg Volksabstimmungen statt. Die Frage lautet: „Wird der Anschluss an das Deutsche Reich gefordert?“
In Tirol stimmen am 24. April 1921 143.302 Tiroler für einen Anschluss und lediglich 1.805 dagegen = 98,8% für den Anschluss.
Noch stärker ist die Zustimmung für einen Anschluss in Salzburg. So stimmen am 29. Mai 1921 98.546 Salzburger für und nur 877 gegen einen Anschluss an Deutschland = 99,3% für den Anschluss.
Auch wenn diese Abstimmungen politisch ohne Folgen bleiben, machen sie doch deutlich, wie wenig die Bevölkerung zu dieser Zeit an die Überlebensfähigkeit der jungen Republik glaubt.
Walter Koblenc ist Obmann der Initiative „Retten wir Österreich“ und Herausgeber der Zeitung „Das Recht auf Wahrheit“
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geschichte welt: Am 10. September 1919 unterzeichneten Österreich und die Alliierten den Vertrag von St. Germain, der die Auflösung Österreich-Ungarns regelte und die politischen Bedingungen für die neue Republik festhielt. Aus dem Vielvölkerstaat wurde nach dem Ersten Weltkrieg somit ein Rumpfstaat mit 6,5 Millionen Einwohnern – in der damaligen öffentlichen Meinung kaum lebensfähig.
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