Von Walter Koblenc
→ Aus der vierteljährlichen Publikation Das Recht auf Wahrheit
→ Ausgabe Frühjahr/Sommer 2018 Österreich feiert: 100 Jahre Republik
DER ZERFALL DER MONARCHIE BEENDET DEN 1. WELTKRIEG
Das Scheitern der letzten Offensive gegen Italien sowie die nicht mehr aufzuhaltenden Unabhängigkeitsbestrebungen der Tschechen und Slowaken besiegeln das Ende der Monarchie.
Der Krieg verschlingt die Rohstoffe
Vor allem in der Stadt sollen Filme für Ablenkung der leidgeprüften Bevölkerung sorgen (allein in Wien gab es bereits 1914 150 Kinos), in Wien hat auch der Prater Hochsaison.
Nachdem die Mehrheit der Bevölkerung schon einen Großteil ihres Ersparten für insgesamt acht Kriegsanleihen zur Verfügung gestellt hat (die nach Kriegsende wertlos waren), folgen die ersten Sammelaufrufe.
Dem Aufruf „Gold fürs Vaterland“ (zur weiteren Finanzierung der Kriegskosten) kommt die Bevölkerung in großem Umfang nach, teilweise wird der gesamte Familienschmuck fürs Kaiserreich geopfert.
Eine immer stärker werdende Verarmung der Bevölkerung ist die logische Konsequenz.
Da es mittlerweile an Rohstoffen jeglicher Art mangelt, wird die Bevölkerung zur Metallsammlung aufgerufen, Metallsammelzentren werden eingerichtet und sogar Kirchenglocken abmontiert und eingeschmolzen.
Dadurch, dass (bis 1917) über 8 Mio. Männer der k. u. k. Monarchie als Soldaten eingezogen sind, erfolgt eine starke Zunahme berufstätiger Frauen.
In den Fabriken arbeiten die Frauen im Akkord (vor allem in den Fabriken der Rüstungsindustrie, wo jedes Jahr 15 Mio. Granaten, eine Mio. Gewehre und 4.000 Geschütze produziert werden), wer seine Kinder nicht versorgen kann, nimmt sie in die Arbeit mit.
Immer öfter kommen von der Front Züge mit Schwerverwundeten an. Bei den Bahnhöfen gibt es zwar Rotkreuzstellen, doch auch diese haben mit Versorgungsengpässen zu kämpfen.
Verbände sind Mangelware, ebenso fehlt es meist an den benötigten Medikamenten.
Not macht erfinderisch
Deshalb werden aus Papierabfällen Verbände für die Verwundeten hergestellt, in den Spitälern und Feldlazaretten herrscht Hochbetrieb, die Krankensäle sind hoffnungslos überfüllt.
Selbst Zeitungspapier wird gesammelt, um daraus Schuheinlagen für die Soldaten an der Front herzustellen.
Obwohl die Not in der Bevölkerung immer größer wird, kommt die Bevölkerung den Spendenaufrufen nach wie vor in großem Umfang nach, z. B.: „Sammelt Brennesseln“ (wenn ihr Kleidung und Faden wollt).
Auch Kastanien werden gesammelt, um daraus Speiseöl zu gewinnen, sogar Obstkerne werden zwecks Speiseölgewinnung gesammelt, Kaffee durch Eicheln ersetzt, etc…
Neu entdeckte Tierliebe im 1. Weltkrieg
Welch’ skurrile Blüten die Hungersnot mit sich bringt, zeigt sich vor allem in Wien, das während des Krieges mit massiver Lebensmittelknappheit zu kämpfen hat:
Waren vor Ausbruch des Krieges Hunde, Katzen und Kanarienvögel die Lieblingshaustiere der Wiener, werden diese nunmehr von Kaninchen, Hennen und Ziegen abgelöst, um solcherart zu Fleisch, Geflügel, Eier, Milch und Käse zu gelangen.
Die Kleintiere sind meist in Schuppen, Kellern und auf Bodenräumen, Radfahrkammern oder in leer gewordenen Garagen untergebracht, mitunter werden Kleintiere sogar in Wohnungen gehalten. Es werden sogar Kurse zur Kleintierzucht angeboten, in den Buchhandlungen liegen auch entsprechende Broschüren auf.
Hoffnung auf rasches Kriegsende
Die russische Revolution im November 1917 lässt in Österreich-Ungarn zwar nochmals die Hoffnung auf raschen Frieden aufkommen, diese Hoffnung wird aber wiederum von den Deutschen zunichte gemacht.
Nach wie vor träumen die beiden deutschen Generäle Hindenburg und
Ludendorff nämlich vom großen Sieg und nutzen den politischen Umbruch in Russland, um weiter ins Landesinnere des russischen Großreiches vorzudringen und russische Gebiete zu besetzen, die den Deutschen von der neuen Sowjetführung kampflos überlassen werden.
Nachdem sich Kaiser Karl aber nicht vom Bündnis mit den Deutschen löst, sondern sich noch stärker an das Deutsche Reich bindet, erklären die USA im Dezember 1917 auch Österreich-Ungarn den Krieg.
DIE FOLGEN DES KRIEGES FÜR DIE HEIMKEHRER
Die Überlebenden bringen die Folgen des Krieges mit nach Hause. Der Krieg ist zwar vorbei, doch die physisch und psychisch Zerstörten bleiben zurück, ihre Wiedereingliederung in die „neue Gesellschaft” stellt oft ein sehr großes Problem dar.
Der von Kaiser Karl mit Italien am 3. November 1918 unterzeichnete Waffenstillstand ist letztlich nur noch Formsache, dennoch werden beim Rückzug aus Italien noch über 300.000 Soldaten der einstmals österreichisch-ungarischen Armee von den Italienern gefangen genommen.
Für die meisten Heimkehrer wird es ein langer und beschwerlicher Fußmarsch zurück in eine Heimat, die sich während ihrer Abwesenheit völlig verändert hat.
Als Helden waren sie in den Krieg gezogen, zurück kommen sie als Geschlagene, gedemütigt, desillusioniert. Viele Soldaten sind angesichts der ständigen Todesangst, der sie an der Front tagein, tagaus ausgesetzt waren, schwerstens traumatisiert, viele sowohl physisch als auch psychisch gebrochen.
Die stolze Monarchie, für die sie gekämpft haben, existiert nicht mehr.
Zurück bleiben (Schätzungen zufolge) allein in Österreich, das mittlerweile zu einem Zwergstaat geschrumpft ist, hunderttausende Kriegstote, über 100.000 Kriegsversehrte, rd. 120.000 Kriegswitwen sowie ca. 225.000 Kriegswaisen.
Körperlich und psychisch am Ende
Viele Frauen, die sich schon im Krieg um das Überleben der Familie kümmern mussten, haben sich nun auch um ihre verwundeten, versehrten, oftmals psychisch gebrochenen Männer zu kümmern.
Eine Belastung, der viele Frauen nicht mehr gewachsen sind, dennoch bleiben sie bei ihren Männern, die ihnen oftmals komplett fremd geworden sind. Nichts ist mehr, wie es war.
Dennoch kommt (vor allem am Land) eine Trennung nicht in Frage. Frauen, die sich von ihren Männern trennen wollen, wird auch öffentlich – über die Medien – ins Gewissen geredet.
So erleben viele, einst für das Einkommen der Familie zuständige Heimkehrer, dass sie für ihre Familien keine Unterstützung mehr sind, sondern aufgrund ihres körperlichen bzw. psychischen Zustandes zu einer zusätzlichen Belastung geworden sind. Das trifft viele Männer in ihrem männlichen Stolz, sie fühlen sich wertlos, nutzlos.
Niemand dankt ihnen ihren Einsatz fürs Vaterland, im Gegenteil: Keiner will mehr was mit dem Krieg zu tun haben.
Ganz schlimm ist die Situation für die zurückkehrenden Soldaten in der Bundeshauptstadt Wien.
Während in Deutschland die Generäle Hindenburg und Ludendorff nach wie vor vielerorts als Helden gefeiert und verehrt werden, werden die ehemaligen k. u. k. Soldaten vor allem von den Sozialdemokraten diffamiert, beschimpft und Uniformträger zum Feindbild.
Vor allem in der Großstadt Wien sind bettelnde Kriegsversehrte ein Teil des Wiener Stadtbildes.
Die Rückkehr der Kriegsgefangenen
Nach und nach kehren auch die ersten Kriegsgefangenen zurück, die aufgrund von Zwangsarbeit und miserabler Verpflegung in den Gefangenenlagern mit ihren Kräften ebenfalls am Ende sind.
Allein in den russischen Gefangenenlagern sind rd. 20% der Kriegsgefangenen gestorben.
Während 1919 rd. 100.000 Kriegsgefangene (vorwiegend aus Italien) in das „neue Österreich” zurückkehren, sind es 1920 bis 1922 rd. 25.000 ehemalige, österreichische Soldaten, die aus russischer Gefangenschaft den Weg in ihre nicht mehr vorhandene Heimat finden.
Vor allem in der Großstadt müssen zurückgekehrte Kriegsgefangene erleben, wie ihnen mitunter eine fast feindselige Haltung entgegengebracht wird.
Dennoch wird seitens der neuen Republik versucht, sie so gut es geht, wieder ins Berufsleben einzugliedern.
Ein Unterfangen, das sich oftmals als sehr schwierig gestaltet, denn auch ein Großteil der freigelassenen Kriegsgefangenen ist häufig nur noch ein Schatten ihres einstigen Selbst, innerlich gebrochen, traumatisiert, ohne wirkliche Hoffnung in einer sehr trostlosen Zeit.
Walter Koblenc ist Obmann der Initiative „Retten wir Österreich“ und Herausgeber der Zeitung „Das Recht auf Wahrheit“
Lesen Sie demnächst: Die Ausrufung der Republik
→ 100 JAHRE REPUBLIK ÖSTERREICH
→ WARUM GESCHICHTE VERSTEHEN WICHTIG IST!
https://www.youtube.com/watch?v=hrU5i_hjDNc
KenFM: Krieg als bewusst eingesetztes Mittel der Politik war in den letzten Jahrzehnten für und in Europa ein Tabu. Diese Zeiten endeten unmittelbar nach Mauerfall und dem Zusammenbruch der UdSSR.
Kaum war das Kräfteverhältnis beider Blöcke des Kalten Krieges Geschichte, wurde in Jugoslawien durch die USA und einzelne Staaten Europas ein völkerrechtswidriger Krieg geführt. In Deutschland war damals Rot-Grün an der Macht und öffnete so die Büchse der Pandora.
Seit rund zwei Jahren wird von Washington aus für einen bewaffneten Konflikt mit Russland “geworben”. Die Ukraine dient dabei nur als Hebel, um den russischen Militärstützpunkt Sevastopol auf der Krim in NATO-Besitz zu überführen und so Russlands Handelsflotte massiv zu behindern.
Putin hat auf der Krim ähnlich gehandelt wie die NATO in Jugoslawien, nur dass keine Bomben fielen und die Bürger der Krim die Wahl hatten, zu wem sie zukünftig gehören wollen: Zur Russischen Föderation oder zum Westen unter NATO-Doktrin. Mit der Entscheidung der Mehrheit gegen die NATO sucht dieses Militärbündnis, seine Niederlage rückwirkend zu kompensieren, indem alles dafür getan wird, Krieg gegen Russland zu führen.
Mehr als 80% der Deutschen lehnen Krieg ab. Egal, gegen wenn er geführt wird. Auch wenn es um einen Waffengang gegen Russland geht, will die große Mehrheit der Deutschen dies auf gar keinen Fall.
Dennoch oder gerade deshalb trommeln die flächendeckend embeddeten Massenmedien in der BRD für militärische Aktionen gegen Russland. Sie stellen Putin als Wiedergänger Hitlers dar.
Wird Deutschland, wird Europa in einen von den USA nahegelegten Russlandfeldzug geführt, obwohl es für diesen Krieg in Deutschland und Europa nicht den Hauch einer Mehrheit gibt? “Krieg oder Frieden in Europa – Wer bestimmt auf dem Kontinent?” Mit dieser Frage beschäftigt sich die erste Ausgabe der KenFM-Gesprächsrunde “Positionen – Politik verstehen”
Unsere Gäste: Willy Wimmer, CDU-Urgestein, ehemaliger Vize-Präsident der OSZE/KSZE und Autor des Buches “Wiederkehr der Hasardeure”; Mathias Bröckers, TAZ-Mitbegründer und Autor des Buches “Wir sind die Guten”; Dirk Pohlmann, Dokumentarfilmer für ARTE und ZDF und Dr. Daniele Ganser; Historiker und Friedensforscher aus der Schweiz, sein bekanntestes Buch: “NATO-Geheimarmeen in Europa – Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung”.
→ EINLADUNG ZUR 98. LICHTLESUNG & BUCHPRÄSENTATION
>>> Schlüssel zum Weltfrieden (pdf) – Babaji
>>> MP3 Download der Lichtlesung
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